Session 202010201
Translations: EN

A Generation of Abused Children

Topics:

Eine Generation missbrauchter Kinder

Dienstag, 20. Oktober 2020, (Privat/Telefon)
Teilnehmer: Mary (Michael) und Anon

ELIAS: Guten Tag!

ANON: Hallo, mein Freund!

ELIAS: Und da sind wir wieder.

ANON: (Seufzt) Mit einem irgendwie schwierigen Thema, wie du weißt. Und stimmt es, dass du mir ein paar klare Anstöße gegeben hast, diese Sitzung zu machen, Elias?

ELIAS: Ja. Du hast recht. Ich würde sagen, es ist nicht nur ein wichtiges Thema, sondern es ist auch wichtig, behutsam damit umzugehen.

ANON: Ja.

ELIAS: Weil die meisten Personen, die blockierte Erinnerungen haben, das sehr wahrscheinlich nicht wollen und sehr abwehrend reagieren werden. Deswegen ist es außerordentlich wichtig, dass du merkst wie du interagierst und erkennst, dass es am besten ist, alles zuzulassen, das heißt wenn jemand abwehrend, wütend, vorwurfsvoll oder frustriert ist, es ihnen einfach zu erlauben so zu sein.

Und dabei, was ich dir sagen möchte, habe ich es bis jetzt immer so gemacht, dass ich die Personen meiner Liebe, meines Mitgefühls und meiner Unterstützung versichert habe und ihnen erlaubt habe, mich als energetischen Sandsack zu verwenden, wenn sie das wollen. Sie brauchen ein Ventil für diese Wut. Sie verstehen nicht einmal, warum sie wütend sind. Sie glauben, dass sie wütend sind, weil sie etwas gegen die Information in Bezug auf ihre eigene Erfahrung haben, aber sie sind in Wirklichkeit wegen ihrer Erfahrungen wütend, was nur allzu verständlich ist.

Und lass mich dir sagen, mein Freund, wir haben in unserem letzten Gespräch das Thema in Bezug auf das Betroffensein einer ganzen Generation – der nächsten Generation oder eigentlich der nächsten zwei Generationen - nur gestreift, die traumatische Erfahrungen machten in Bezug auf entwertet, einfach ignoriert und nicht geschätzt zu werden und für ganz unwichtig gehalten zu werden.

Lass mich dir sagen, mein Freund, dass es erst vor kurzem – und wenn ich bis vor kurzem sage, meine ich die letzten dreißig Jahre – in vielen Ländern auf der ganzen Erde zu einem wachsenden Bewusstsein der Behandlung von Tieren und der Misshandlung von Tieren und deren Verwendung in Sportarten, wo sie verletzt oder getötet werden (z.B. Hahnenkämpfe), gekommen ist. Das, das möchte ich dir sagen, mein Freund, ist eine bedeutsame Entwicklung, weil die Generation, die aus dem zweiten Weltkrieg zurückkehrte, Leben überhaupt für so unwert hielt. Die Tiere wurden so gesehen, dass sie eine Aufgabe haben, aber jedenfalls eine niedrigere Lebensform sind und deswegen beliebig so behandelt werden können, wie es den Menschen passt. Kinder wurden für weniger wichtig als Tiere gehalten.

ANON: Wirklich?

ELIAS: Weil Tiere einen Zweck erfüllten, auch Haustiere. Auch Haustiere wie Hunde und Katzen hatten einen Zweck. Hunde wurden als Wachtiere zum Schutz benutzt und Katzen um Mäuse und kleine Nagetiere nicht Überhand nehmen zu lassen. Deswegen hatten sie Aufgaben. Sie hatten einen Zweck. Kinder hatten keinen.

ANON: Oh mein Gott, Elias. Lass mich kurz …

ELIAS: Deswegen wurden Kinder für wenig wichtig, wenig wertvoll und ganz unnütz angesehen, sogar weniger als Tiere.

ANON: Elias, lass mich dich hier kurz unterbrechen. Ich habe ein paar Fragen, und dann kannst du den Rest der Sitzung für dieses Thema verwenden. Du weißt, Mary und ich haben aus dem Nichts heraus starke Rückenschmerzen bekommen. Und als ich da näher hinsah, erkannte ich, was ich auf meinen Schultern trug. Es war die gesamte Energie dieser missbrauchten Generation. Daraufhin verschwand der Schmerz schnell, als ich ihn erkannte, beendete ich ihn. Würdest du meiner Einschätzung zustimmen?

ELIAS: Ich würde zustimmen. Ich möchte dir auch sagen, dass es nicht ungewöhnlich oder sonderbar wäre, wenn du es wieder entwickelst.

ANON: Und Mary hat dasselbe gemacht?

ELIAS: Ich würde sagen, ihr könnt es beide auflösen, aber es wäre nicht ungewöhnlich, dass es wiederkommt.

ANON: Ja, ich war ziemlich erstaunt und ich habe dann … Eigentlich fragte ich mich: „Was geht hier vor?“ und dann bekam ich auch schnell die Antwort. Und dann verschwand es ungefähr eine Minute danach langsam, was ziemlich interessant war, weißt du?

ELIAS: Ich verstehe: Das ist eine gewaltige Energie. Und was ich dir sagen möchte ist, dass es sozusagen jetzt ganz ähnlich ist, wie ein Ei aufzuschlagen und das Innere schwappt heraus.

ANON: Ich glaube dir ganz.

ELIAS: Das ist, was geschieht.

ANON: Ja, und ich habe schnell erkannt, dass es seinen Sinn hat, dass du das jetzt angesprochen hast. Und dann erkannte ich sehr schnell, eine Generation missbrauchter Kinder bedeutet, dass das eine gewaltige Auswirkung auf die ganze Gesellschaft haben muss. Und wir werden später darauf zurückkommen. Aber ich möchte dich fragen Elias, ich überlege wie viele Kinder sich prozentual entschieden haben, solche Missbrauchserinnerungen zu blockieren anstatt mit ihnen zu leben. Von den 70%, die Traumata erfahren haben, haben wie viele eigentlich die Erinnerung blockiert?

ELIAS: Von den 70% - würde ich sagen – haben ungefähr (Pause) zwischen 70 und 80% ihre Erinnerung entweder ganz oder teilweise blockiert.

ANON: Das dachte ich mir. Mein Eindruck war 80%, also lag ich ziemlich richtig. Und warum entscheiden sich manche, damit zu leben anstatt es aus ihrer Erinnerung zu löschen, Elias? Es ist mir klar, dass es keine allgemein gültigen Aussagen gibt, aber ist es einfach so, weil manche das erfahren wollen, was das bedeutet? Oder spielt da ein anderer Aspekt hinein?

ELIAS: Ich würde sagen, dass eigentlich der Grund dafür, dass manche Personen sich entschieden haben ihre Erinnerungen nicht zu blockieren, darin besteht mitzuhelfen, diese Erinnerungen auszudrücken und damit die Entwicklung des Rests zu fördern.

ANON: Wow. Das ist ziemlich mutig.

ELIAS: Dem würde ich zustimmen. Es ist jetzt nicht so, dass sie sich dessen bewusst sind oder es zunächst überhaupt erkennen, dass sie so wirksam werden, aber das ist eigentlich der Grund dafür, dass einige Personen sich dazu entschieden haben sich zu erinnern.

ANON: Das leuchtet ein. Ja. Gut. Und wie hoch würdest du sagen ist der prozentuale Anteil der Personen, die jetzt zwischen 20 und 59 Jahre alt sind und Missbrauch in ihrer Kindheit erfahren haben, Elias? Einfach um eine Vorstellung davon zu haben, wie stark er abgenommen hat, weißt du?
ELIAS: Ich würde sagen, ja, er hat sehr stark abgenommen, aber ich möchte auch sagen, dass diese eine Generation einen Zyklus in Gang gesetzt hat, der schwer aufzuhalten war. Aber die Personen zwischen 20 und 50, würde ich sagen, haben sicher zu einem viel geringeren Prozentsatz Missbrauchssituationen erlebt. Je jünger die Personen sind, umso wahrscheinlicher haben sie keinen körperlichen Missbrauch und viel, viel weniger Gefühls- oder geistigen Missbrauch erfahren.

ANON: Also wie hoch könnte der Prozentsatz sein?

ELIAS: (Pause) Ich würde sagen, in dieser Altersgruppe auf der ganzen Erde 18 bis 20%.

ANON: (Seufzt) Das ist gut. Ich dachte 30, und viele glaubten, dass er noch höher ist, daher ist das wirklich vielversprechend.

ELIAS: Ja. Ich würde sagen, dass sehr viele Personen der ersten Generation von Kindern der Missbraucher – was die Personen der Altersgruppe, die jetzt zwischen 62 und 80 Jahre alt sind – in der ersten, stärksten Welle dieses gewaltigen Missbrauchs sind.

ANON: Wow.

ELIAS: Dann kommen die Personen im Alter von 50 bis 62. Also hat es zwei Generationen sehr stark beeinflusst, aber die erste am meisten, ganz bestimmt gewaltiges Trauma, Missbrauch und Folter.

ANON: Mein Gott!

ELIAS: Was ich auch sagen würde, dass Familien während dieser Zeit normalerweise Tiere hielten. Es war ganz normal für die meisten Familien, entweder einen Hund oder eine Katze oder irgendein anderes kleines Nutztier wie Hühner, Ziegen oder vielleicht ein Schaf zu haben. Die meisten Familien hatten irgendein Tier unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg. Und das unterstrich für diese Kinder, wie unwichtig sie waren, weil im Allgemeinen die Tiere höchstens vernachlässigt, aber nicht missbraucht wurden.
(Persönliche Information weggelassen.)

Ich möchte sagen, dass es äußerst wichtig ist, daran zu denken, dass es gar nichts bringt, jemandem die Schuld zu geben. Ich weiß, dass viele Leute das automatisch tun, aber es ist wichtig zu erkennen, dass diese Leute, ihre Eltern, Menschen sind. Ihre Eltern sind Personen, die selbst auf eine Weise traumatisiert wurden, die sie selbst gar nicht verstehen können.

Wenn dieses Stück fehlt, oder speziell diese beiden Teile nämlich Rechtfertigung und davon überzeugt zu sein und Ehrenhaftigkeit – wenn diese beiden Aspekte im Krieg fehlen, schadet das den involvierten Menschen sehr. Daher konnten solche Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg verübt werden, viel mehr als in jedem Krieg davor. Damals benutzten Menschen ihre Kreativität um die schlimmsten Foltern zu erfinden, die sie sich nur erdenken konnten.

ANON: Oh, oh, oh.

ELIAS: Mehr als in jeder anderen Zeit in der Geschichte. Der Grund liegt darin, dass die Ehre fehlte - es gab keine Ehre. Deswegen wurde alles möglich und -
ANON: vertretbar.

ELIAS: zulässig.

ANON: Ja, ich weiß. Ich sehe das ganz klar, Elias, und es ist jenseits aller Vorstellung. Wenn man sich da wirklich einfühlt, ist es unfassbar. Ich sprach mit Mary und sie sagte auch „Mein Gott, das ist so unglaublich. (Persönliche Information weggelassen.)

Ich meine, das ist verrückt. Wenn man Leute dazu fragen würde oder auch wenn man das Thema anspricht, sind sie stumm. (Persönliche Information weggelassen.)

ELIAS: Ich verstehe. Es gibt zwei Aspekte dazu. Erstens, auch bei Personen, die teilweise oder wenig Erinnerungen haben gibt es eine überwältigende Scham und wie wir gesagt haben, gemeinsam mit Scham kommt Schweigen. Die Scham nährt das Schweigen. Aber ich würde auch sagen, dass die Menschen nicht wissen was sie tun könnten. Sie können sich nicht an ihre eigenen Erlebnisse erinnern und diese Situation macht es noch schwieriger, dass jetzt sehr viele von ihnen glauben, dass sie gesund sind und es sinnlos ist, in Erlebnissen einzutauchen, die traumatisch sein könnten, wo sie ihre Erinnerung doch erfolgreich ausgeblendet haben und diese sich daher nicht auf sie auswirken und sie damit erfolgreiche Personen sind .Sie sind jetzt schon ziemlich alt, vielleicht in ihren Sechzigern oder älter und deswegen meinen sie, dass sie so lang ohne es zu wissen gelebt haben und es sie nicht beeinflusst und es deswegen keinen Sinn hat, solche Erinnerungen zu wecken.

Aber das ist ganz falsch. Ich würde sagen, dass ich nur mit einem sehr geringen Prozentsatz der Weltbevölkerung physisch kommuniziere. Von all den Leuten, mit denen ich zu tun habe, reden die meisten mit mir, weil sie Probleme haben, Schwierigkeiten haben, weil sie nicht wissen, wie sie in bestimmter Weise weiterkommen können, und weil sie bemerken, dass sie bestimmte Schwierigkeiten schon ihr ganzes Leben gehabt haben. Und dabei sagen sie immer noch, dass die blockierten Erinnerungen und dass sie sie blockiert haben, keinen Einfluss auf sie hat.

NATÜRLICH haben sie einen Einfluss! Sie haben alle einen Einfluss. Dass man sich nicht an etwas erinnert, heißt nicht, dass die Erinnerung sie nicht beeinflusst. Diese Erinnerungen haben Einfluss. Man kann im physischen Fokus (d.h. als Mensch) kein Trauma erleben ohne dass es sich auswirkt.

ANON: Ja, ich weiß das, aber ich möchte dich etwas fragen. Erinnerst du dich daran, dass ich mit dir über die Freundin eines Klienten gesprochen habe? Und wir kamen beide zu dem Schluss, dass es nicht gut wäre, ihre Erinnerung zu wecken, aber ich bin das irgendwie umgangen und löste das Trauma auf, ohne die versteckte Information bewusst zu machen. Meine Frage wäre also: Wann oder bei welchem Hinweis kann ich entscheiden ob es besser ist die Erinnerung zu umgehen oder sie zu einem bestimmten Zeitpunkt zu wecken - vielleicht nicht jetzt aber zu irgendeinem Zeitpunkt. Weil es für die Freundin besser zu sein scheint, nie einen Kontakt zu ihrer Erinnerung zu haben.

ELIAS: Ich verstehe, aber das heißt nicht, dass die Person gar keine Erinnerungen wachrufen soll. Darum geht es.

ANON: Ah, gut.

ELIAS: Wenn sie einige Erinnerungen wachrufen kann, auch wenn es nur drei sind, dann ist das genug, um ihr eine Grundidee der Erfahrungen als Kind und des Traumas zu geben.

Verstehe, wenn ich von vielleicht drei traumatischen Erinnerungen rede. Es ist schwer, sich daran zu erinnern. Sie können nur schwer wiedererlebt und durchlebt werden.

Wenn man mit einem Kindheitstrauma zu tun hat und die Person sich wieder erinnern kann und die Erinnerung und die Erfahrung durchlebt und das Gefühl mit der Erinnerung wieder verknüpft, ist das der allerwichtigste Schritt. Wenn man das Gefühl nicht mit der Erinnerung verbinden kann, ist es nutzlos. Es bleibt in der blockierten Position des Traumas.
Aber sobald man die beiden Faktoren verbindet, ergibt sich eine Situation, in der die Person das nur für ungefähr ein bis zwei Minuten echt erlebt. Verstehe, dass ein bis zwei Minuten eine sehr lange Zeit sein können, weil der gesamte Körper reagiert. Man kann beobachten, dass die Person in dieser Situation zittert, während sie die Erinnerung gemeinsam mit dem Gefühl zum Ausdruck bringt. Der ganze Körper zittert. Sie wird nicht ganz stark weinen, sie wird teilweise weinen. Aber sie wird deswegen teilweise nicht weinen, weil es eine Mischung aus Signalen der Wut, Angst und Traurigkeit ist. Und deswegen reagiert der Körper auf alle diese Signale, die sehr intensiv sind und daher kommt es dazu, dass der Körper unkontrollierbar zu zittern beginnt. Die Person kann abhängig von der Schwere des Traumas zittern, mit den Zähnen klappern und schwer atmen.

Aber das alles kommt nur für ein bis zwei Minuten zum Ausdruck. und stoppt dann. Die Person könnte vielleicht im Moment glauben, dass sie es irgendwie blockiert hat, weil es einfach aufhört, aber in Wirklichkeit hört es auf, weil das Gehirn es verschoben hat.

ANON: Ah. Gut.

ELIAS: Sobald das Gehirn die Erfahrung verschiebt, wird das Nervensystem der Person zurückgesetzt und die ganze Intensität und alle diese Gefühle und die ganze Körperreaktion hört auf.

Es gibt noch andere mögliche Vorkommnisse während der ein bis zwei Minuten. Die Hände der Person können gefühllos werden. Sie können sich sehr heiß anfühlen. Personen die zuschauen, könnten meinen, dass sie kalt sind, weil sie zittern, aber sie sind nicht kalt. Der Körper reagiert auf erdrückende Angst. Und wirklich versetzt sch die Person in diesen Momenten der Wiedererinnerung in dieselbe Position, in der sie zur Zeit des Traumas waren und deswegen sind sie entsetzt.
Es st erstaunlich, was der menschliche Körper und die Psyche ertragen können.

ANON: Oh ja. Und es ist verblüffend welche Erinnerungen in ihnen eingesperrt sind. (Persönliche Information weggelassen.)

ELIAS: Ich verstehe. Das ist nur allzu verständlich. Es kann überwältigend sein, auch für den Beobachter. Für die den Vorgang begleitende Person kann es auch schwierig sein, weil es notwendig ist, die Person auf welche Weise auch immer sie sich ausdrückt, dies zuzulassen, vor der eigentlichen Wiedererinnerung und der Verbindung von Wiedererinnerung und dem Gefühl dazu, weil sie davor in einer Abwehrhaltung sind. Der Körper beeinflusst sie in die Richtung von "Nein, nein, nein! Wir öffnen das nicht. Das ist kein Weg, den wir gehen sollen." (Persönliche Information weggelassen.)
Also wehrt sich die Person sehr, was verständlich ist. Es ist ein Schutzmechanismus.

Aber im Bewusstseinswandel ist es ungemein wichtig, sich seiner selbst bewusst zu sein und man kann nicht ganz seiner selbst bewusst sein, wenn man Traumata eingesperrt hat.

ANON: Und man kann auch nicht -

ELIAS: Man wird immer dem Einfluss davon ausgesetzt sein und man hat keine bewusste Entscheidungsmöglichkeit in Bezug darauf, weil man sich nicht für etwas entscheiden kann, was man nicht kennt und man nicht ändern kann, was man nicht weiß.

ANON: Ja, und weißt du, ich habe auch das Gefühl, dass viele der Anhängsel an ihre Identität, (Anhängsel: angenommene dem eigenen Wesen fremde Eigenschaft, die als Teil der eigenen Identität gesehen wird) über die wir schon gesprochen haben, sehr verwoben mit diesen blockierten traumatischen Erinnerungen sind. Also ist es meiner Meinung gar nicht möglich, diese Anhängsel anzusprechen ohne zumindest einige der blockierten Erinnerungen ans Licht zu bringen.

ELIAS: Dem stimme ich auf jeden Fall zu.

ANON: Also ist man in einer wirklich prekären Situation. Zuerst muss man die blockierten Erinnerungen ansprechen, was schon schwer genug ist, und dann die Anhängsel der Identität, was eine weitere große Hürde ist, nicht wahr?

ELIAS: Ich bin ganz deiner Meinung. Die Leute erkennen nicht, was vom Trauma beeinflusst wurde, was man aber beim Anhängsel ansprechen muss.
ANON: Ich habe eine Frage, Elias. Gibt es sozusagen eine Methode für jemanden, um anzuzeigen, ob es eine versteckte Erinnerung gibt? Kann eine Person vielleicht ein Imaginationsspiel spielen, etwas das du empfehlen kannst, damit man einen flüchtigen Blick darauf erhaschen kann? Nicht, dass sie sich an etwas erinnert, sondern damit sie zumindest einen Hinweis hat: gut, hier gibt es sehr wahrscheinlich etwas, das ich weggesperrt habe.

ELIAS: Zunächst würde ich sagen, dass man zumeist automatisch annehmen kann, dass mit wenigen Ausnahmen - es gibt Ausnahmen, aber sehr wenige - jede Person, die entweder Schwierigkeiten hat, sich an Ereignisse in der Kindheit zu erinnern oder blockierte Kindheitserinnerungen hat, dass der Grund dafür ist, sich zu schützen auf Grund irgendeines Traumas. Deswegen ist es fast selbstverständlich, insbesondere im Hinblick auf den Prozentsatz der Personen, die in der Generation betroffen sind. Ich würde sagen, dass es fast sicher ist, dass jeder der irgendwelche Schwierigkeiten hat, sich an die Kindheit zu erinnern, wahrscheinlich ein Trauma hat.

Ich möchte, bevor ich fortsetze und deine Frage beantworte. hinzufügen, dass sich da noch etwas auswirkt, dass nämlich viele der Personen der ersten Generation nach dem zweiten Weltkrieg, die nicht wirkliches Trauma in ihrer Kindheit erfahren haben, trotzdem die traumatische Energie aufnahmen wegen der Erfahrungen und dem Verhalten der Eltern, die an diesem Krieg teilhatten und diese Energie dann mit sich trugen und ausstrahlten, auch wenn sie ihren Kindern kein körperliches oder emotionales Trauma angetan haben. Was gewöhnlich nicht der Fall war., wie du weißt. Wenn 70% der gesamten Weltbevölkerung dieses Trauma erfahren haben, dann gab es nur wenige, die dem eigentlichen Trauma entkamen, aber auch die hatten diese Energie und wurden von ihr beeinflusst.

Gibt es etwas, das diesen Leuten hilft bei der Auflösung? Ja. Es ist vielleicht nicht angenehm, aber es kann bestimmt wirksam sein. Und ich würde sagen, dass es eine hervorragende Gelegenheit für Imagination ist. Zuerst erinnere ich euch daran, dass Imagination nicht Phantasterei ist - sie ist wirklich. In Bezug auf bestimmte Aktionen, die eine Person mit Imagination tun kann, ist das, was sie dabei erlebt, auch ganz real. Imagination ist ein Kommunikationsweg; daher schickst du dir Botschaften, wenn du deine Imagination benutzt.

Es ist ganz normal, dass Leute fragen: "Ich habe meine Imagination benutzt mit diesem Ergebnis. War das wirklich so? Leute sagen das immer wieder. Sie fragen: "War das real?" Ja, es ist real.

Es hilft, sich wieder zu erinnern und blockierte Erinnerungen bewusst zu machen, wenn die Person mit Imagination spielt und einfach zulässt, in die Richtung zu gehen, in die sie auch immer gehen mag. Was auch immer dabei herauskommt - es ist vielleicht kein genaues Abbild dessen, was die Person erlebt hat. Aber es wird in der Imagination sicher Teile von dem geben, was sie wirklich erlebt hat.

ANON: Ja, ich habe das selbst erlebt, weil ich, als ich mir als Teenager vorstellte, eine Frau zu vergewaltigen, nachdem ich Geschichten darüber gelesen hatte, erkannte ich sehr schnell, dass dieses Thema aufgeladen war. In meiner Imagination erkannte ich schnell, dass ich den Vergewaltiger unvorstellbar hasste. (Persönliche Information weggelassen.)

Aber man kann das eigentlich nutzen. Man kann anfangen zu imaginieren, dass man vielleicht vergewaltigt wurde oder dass man jemand vergewaltigt und dann eine andere Imagination zu versuchen und sehen, was mehr aufgeladen ist. Wäre das ein Indikator dafür, dass man da hinsehen könnte, wenn man erkennt, dass etwas wirklich aufgeladen ist?

ELIAS: Ja.

ANON: Wenn ich mir etwas anderes vorstelle, sehe ich es einfach und es gibt eine leichte Reaktion, aber wenn ich mir einen Täter vorstelle, der eine Frau vergewaltigt, hatte ich eine solche Wut, dass ich dachte: "Da muss es ein Erlebnis geben oder einen Grund dafür." So könnten Leute eigentlich diese Imagination verwenden, dass sie vielleicht jemanden vergewaltigt haben oder vergewaltigt wurden, und dann sehen, wie sie diese Vorstellung erleben?

ELIAS: Ja. Oder man kann Imagination so verwenden, ganz ähnlich zu dem, was du gesagt hast: wenn man etwas Bestimmtes sehr stark verurteilt, kann man dieses Thema zum Gegenstand der Imagination machen. Denn wenn man etwas vehement verurteilt, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Grund dafür darin liegt, dass man es auf die eine oder andere Weise selbst erlebt hat.

Was wichtig ist, so wie du es gesagt hast, dass beide unabhängig von der Position der Person, ob sie nun Täter oder Opfer war, Opfer sind. Es geht darum zu erkennen, dass eine Person eine starke Reaktion auf ein bestimmtes Thema haben kann, weil sie ein Täter war. Das ist nicht ungewöhnlich, besonders bei Kindern.

Und das ist ein Thema, mit dem sich viele Leute wirklich nicht befassen wollen, dass sie als Kinder vielleicht missbraucht worden sind und das vielleicht anderen Kindern selbst angetan haben.

ANON: Ja, ich weiß, Elias.

ELIAS: Das erzeugt noch mehr Trauma, weil zusätzlich zu dem Trauma, das sie selbst erfahren haben, das ihnen angetan wurde, vergrößern sie die Schuld in Bezug auf das, was sie selbst gemacht haben, wenn sie die Taten der Eltern kopiert haben.
(Persönliche Information weggelassen.)

ELIAS: Ich gebe wirklich zu, dass das ein schwieriges Thema ist. Es ist sehr schmerzvoll, und ich empfehle dir, jedem mit dem du zu tun hast, nahe zu legen, dass es keine Schuld gibt.

Es gibt auch keine Entschuldigung. Weil man Verhaltensweisen, die schädigen, nicht wirklich entschuldigen kann. Aber obwohl man sie nicht entschuldigt, sollte man sie auch nicht beschuldigent. Denn Leute verhalten sich auf bestimmte Weise, weil sie es so kennen oder zu der Zeit zu tun angeregt wurden, und das heißt nicht, dass sie sich im Klaren darüber waren, dass sie Leid zufügen.

Ich weiß, dass das fast unmöglich begriffen werden kann, und aus der heutigen Perspektive fast alle automatisch fragen würden: "Wie kann jemand nicht wissen, dass er Leid zufügt?"

Aber sogar bei einer bestimmten Handlung, die Leid zufügt und mit dem Tod endet, hängt es von der Wahrnehmung der Person ab. Und wenn die Wahrnehmung der Person so ist, dass sie etwas aus gutem Grund machen, oder dass der, dem sie Leid zufügen, weniger wert als ein Tier ist, dann denkt daran, wie leicht es euch fällt, eine Mücke zu erschlagen.
ANON: Ja.

ELIAS: Und was fühlen sie in Bezug darauf? Fast nichts.

ANON: Ja.

ELIAS: Sie haben nicht die Wahrnehmung, dass sie etwas Leid Bringendes oder Falsches machen; sie erschlagen und töten es einfach. Und dabei haben sie kein Gefühl. Ich verstehe, dass aus der Perspektive von Leuten, die sich ihrer selbst mehr bewusst sind, es unvorstellbar ist, das es keine Mücke ist, sondern ein Kind oder ein anderer Mensch. Wenn die Person, die Trauma zufügt, die Täter ist, die Wahrnehmung hat, dass das Opfer kein Mensch ist, dann macht es nichts aus.

Lass mich dir wirklich sagen, mein Freund, dass die gesamte Generation Kinder noch nicht als Menschen angesehen hat. Babys sind noch nicht Menschen, Kinder sind noch nicht Menschen - sie sind keine Individuen, weil sie sich noch nicht zu Menschen entwickelt haben. Genau wie jetzt eine Person die Idee haben kann, dass Abtreibung gerechtfertigt ist, weil das, was sie abtreiben, noch kein Mensch ist. Das möchte ich klarstellen: Ich verurteile diese Entscheidung in keiner Weise. Es ist einfach eine Entscheidung. Aber diese Entscheidung damit zu rechtfertigen, dass das, was man abtreibt kein Mensch ist, ist absurd

ANON: Oh, mein Gott.

ELIAS: Dazu möchte ich sagen, dass es wirklich eine Entscheidung ist, die eine Person treffen kann, aber man sollte realistisch sein, was diese Entscheidung betrifft, auf dieselbe Weise wie diese Generation, dass Kinder Menschen sind. Nein, sie haben sie nicht als Menschen angesehen.

ANON: Es ist wirklich schwer, das in den Kopf zu kriegen, Elias.

ELIAS: Ich verstehe das sehr gut. Aber es gibt eine ganze Generation, die die Wahrnehmung hatte, dass Babys und Kinder noch keine Menschen sind bis sie das Erwachsenenalter erreichen und bis dahin lediglich Besitz sind, die weniger wert sind als Tiere und mit denen die Eigentümer tun können, was sie wollen.
(Persönliche Information weggelassen.)

ANON: Ich glaube, wir sollten noch eine weitere Sitzung haben. Weil ich glaube, dass wir kaum in die Einflüsse eingetaucht sind, die für die meisten Leute verborgen und unsichtbar sind. (Persönliche Information weggelassen.)

ELIAS: Ich bin ganz deiner Meinung, dass die Leute die Einflüsse nicht sehen. Sie sehen ihr eigenes Verhalten nicht, was ihnen dann Schwierigkeiten macht und wie sie das zum Ausdruck bringen, was den Eltern fehlte, nämlich die Überzeugung gerechtfertigt zu sein. Die Leute fragen sich, warum es derzeit so eine ausgeprägte Polarisierung auf der ganzen Welt gibt - das ist mit ein Grund, auch dafür, dass ich so viele Unterhaltungen geführt habe über Im-Recht-Sein und wie negativ sich das auswirkt und wie wichtig es ist zu verstehen, dass man Recht haben kann ohne jemand anderen ins Unrecht zu setzen. Denn das macht die höchste Richtigkeit: es setzt jemanden oder viele ins Unrecht.

Das ist Selbstgerechtigkeit, die aus dem Mangel daran in der Generation geboren wurde. Es gab keine Überzeugung von Richtigkeit. Und deswegen gab es auch keine Ehre. Dadurch, dass keine Überzeugung von Richtigkeit und Ehre vorgelebt wurde, nahmen die Kinder diese absolute Richtigkeit und eine übergroße Überzeugung, absolut richtig zu sein, in Anspruch.
(Der Wecker für das Ende der Sitzung läutet.)

ANON: (Seufzt) Ja. I habe eine Frage für den Klienten, für den ich versuche, eine Sitzung mit dir zu haben, und er es immer noch irgendwie sabotiert. Habe ich Recht, dass der Missbrauch im Alter von sechs bis sieben Jahren passierte?

ELIAS: Ja.

ANON: Und die Eltern merkten nichts -

ELIAS: Eigentlich gab es auch einen Vorfall davor, aber ja, das war das hauptsächliche Alter.

ANON: Und die Eltern waren nicht beteiligt und merkten nicht, was da vorging. Ist das auch richtig?

ELIAS: Richtig.

ANON: Er erzählte mir über einen Vorfall mit einem Babysitter, der im Alter von sechs oder sieben passierte, der irgendwie merkwürdig war. Ich glaube, dass dieser kurz vor den anderen schlimmeren Handlungen geschah, aber sie irgendwie veranlasste. Bin ich da richtig?
ELIAS: Ja. Das wäre richtig.

ANON: Wow. Ich habe auch das Gefühl, dass er gerade schnell zu dem Punkt kommt, an dem er bereit ist, diese Anhängsel und das Trauma anzugehen. Er kommt da schnell voran.

ELIAS: Da würde ich zustimmen.

ANON: gut.

ELIAS: Ich würde sagen, dass es vielleicht hilft, einige der Vorgehensweisen, die wir heute besprochen haben, anzuwenden.

ANON: Ja.

ELIAS: Die Imagination nutzen und in diese Richtung mehr zu tun. Das kann helfen als Vorbereitung dafür, diese Themen zu öffnen.
ANON: Da gab es noch etwas Interessantes. Ich glaube auch, dass seine Frau eine blockierte Erinnerung hat. Kommt es oft vor, dass Leute mit blockierter Erinnerung von anderen Personen, die eine ähnliche blockierte Erinnerung haben, angezogen werden?

ELIAS: Ich würde sagen, dass das doch offensichtlich ist, es geht darum nicht einmal um Anziehung, aber ja, weil man automatisch von Personen, die ähnliche Energie und ähnliches Verhalten haben, angezogen wird. Wenn man in einem Teich fischt, in dem 70% der Fische orange sind, ist es sehr wahrscheinlich, dass man einen orangen Fisch fängt.

ANON: Ja. Ich weiß. Ich fragte mich nur, ob Leute von anderen angezogen werden, die ähnliche Erfahrungen machten. Also ja, du hast es bestätigt.
Gut, wir werden jetzt aufhören, mein Freund. Ich werde eine weitere Sitzung ausmachen, in der du mehr in die verborgenen Einflüsse eintauchen kannst, weil das irgendwie interessant ist. Weil, wie wir es besprochen haben, die meisten Leute keine Vorstellung davon haben, wie sich diese Traumata überall ausgebreitet haben, die sich jetzt auswirken.

ELIAS: Ja, ich stimme dir da zu.

ANON: Gut.

ELIAS: Schön, mein Freund. Ich freue mich schon sehr auf unser nächstes Treffen und sei dir meiner großen Unterstützung gewiss.
In wunderbarer Liebe, wie immer, au revoir.

ANON: Au revoir, Elias.

(Elias geht nach 1 Stunde 19 Minuten)
© 2020 Mary Ennis, All Rights Reserved.


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